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Die spanische Kolonisation


Kolonisation, Besiedlung, Hacienda, 'Erschließung von Ost nach West'

Das erste Kapitel des Buches von R. B. Nye und J. E. Morpurgo „Geschichte der USA“ ist überschrieben „Von West nach Ost“ und nicht, wie man vermuten würde, „Von Ost nach West“. Man könnte auch fragen, warum denn Amerika nicht ein spanisches Land geworden ist. Denn die folgenden Daten belegen, dass keineswegs die Pilgerväter der „Mayflower“ die ersten europäischen Siedler in der Neuen Welt waren und dass auch die Landnahme nicht nur von Ost nach West verlief, wie es eigentlich naheliegend erscheint.


Spanisches Siedlungsgebiet

  • Im 16. Jahrhundert leben über eine Million Indianer in den Gebiete nördlich Mexikos.
  • 1528 landen 300 Spanier von Mexiko aus in Florida; nur drei von ihnen überleben und können sich nach Mexiko durchschlagen.
  • Um 1540 erreichen Spanier den Rio Grande und sogar den Grand Canyon.
  • In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts dringen Spanier entlang dreier Wachstumsspitzen vor: entlang der pazifischen Küste in Kalifornien, entlang des Rio Grande und entlang der Golfküste nach Osten.
  • 1609 entsteht Santa Fé als erste noch existierende bedeutende Stadt der USA. Französisches Siedlungsgebiet
  • 1605 gründen Franzosen Port Royal an der Fundy Bay und 1608 Quebec.
  • In der Mitte des 17. Jahrhunderts haben die Franzosen bei ihrem Vorstoß weit nach Westen bereits den Westrand des Oberen Sees erreicht.
  • Gleichzeitig gründen sie Siedlungen in Wisconsin und Illinois. Von dort erreichen sie die Nebenflüsse des Mississippi.
  • 1682 gelangen Franzosen den Mississippi stromab bis zum Meer, nehmen die angrenzenden Gebiete in Besitz und nennen sie Louisiana.



Englisches Siedlungsgebiet

  • 1607 und 1608 lassen sich 700 englische Siedler an der Chesapeake Bay (Virginia) nieder; von ihnen leben 1610 noch 60. Jamestown wird die erste dauernde englische Siedlung.
  • 1620 landen die Pilgerväter mit der „Mayflower“ in der Bucht von Boston. In der Folge entstehen zahlreiche Siedlungen unterschiedlichen Charakters: Quäkergründungen (wie Philadelpia), Pfälzergründungen (wie Germantown), Gründungen der Schweden und Holländer (wie Nieuw Amsterdam, das spätere New York).
Die Richtung der Erschließung hat auch mit der Landesnatur zu tun. Die Spanier kannten trocken-warme Sommer aus ihrer Heimat, während ihnen das Ostküstenklima weniger zusagte. Im Norden erschwerten kalte, schneereiche Winter das Leben, im Süden herrschten schwül-heiße Sommer, so dass die frühen Siedlungen nicht nur wegen der Bedrohung durch Indianer meist schon nach wenigen Monaten aufgegeben werden mussten. Die Gunst der Ostküstengebiete zwischen 30° N und 50° N wurde erst später erkannt.
Zwar war die großflächige Landnahme durch die Spanier nur vorübergehend, da der spanische Einfluss nach der mexikanischen Niederlage im Krieg mit den USA und nach dem Verlust von Texas (1836 - 1845) entscheidend geschwächt wurde. Trotzdem sind auch heute noch die spanischen Siedlungswege zu erkennen: eine Kette von Missions (Klostergründungen der Franziskaner) zieht sich nahe der Küste in Kalifornien von Süd nach Nord entlang des Camino Real. Presidios (befestigte Militärposten) sollten sie schützen. Und in Texas und New Mexiko zeugen spanische Ortsnamen wie El Paso und San Antonio von Siedlungsgründungen in der Nähe der indianischen Pueblos (Dörfer) und der Missionsstationen. Viele dieser Niederlassungen haben sich städtebildend ausgewirkt.
Auch die Landaufteilung der ehemals spanischen Siedlungsgebiete ist heute noch zu erkennen: Größe und Anlage entsprechen der Tradition der Hacienda im kolonialen Spanien, wobei die großen Flächen jeweils königstreuen Beamten und loyalen Anhängern zugewiesen wurden.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Nach: Ulrich Kümmerle/Rainer Vollmar: USA. SII Länder und Regionen. Stuttgart: Klett 1988, S. 6
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 22.01.2006